
Muttertag - oder das Bedürfnis hinter dem Problem
Als Tochter und 4fach Mutter komme ich um diesen Tag nicht umhin. Ich bin ein Kind aus den 70igern, vielleicht ist das mein sentimentales Auge, das aus der Distanz alles ein bisschen spannender, wohliger, schöner macht, aber ich erinnere mich an Winter, die voller Schnee und kalt waren und ich erinnere mich an ein jahrelanges Muttertagsritual. IMMER am Muttertag hat der Flieder im Garten geblüht. Es gab den helllila Busch im Garten neben dem Haus und den dunkellila Flieder im Garten über der Straße. Ich bin in der Früh barfuß rausgelaufen, so dass mich meine Mutter nicht gesehen hat, die zu der Zeit im Stall war, habe den Flieder gerupft und ihm die schönsten und längsten Zweige entrissen - am besten hat es ausgesehen, wenn zum Lila des Flieders sich das Gelb der Ranunkeln gesellt hat. Ich habe die Zweige ins Haus getragen, es war immer ein riesiger Buschen, über den niemand am Frühstückstisch drübersehen konnte, der aber die ganze Küche mit seinem betörenden Duft durchzog. Der Geruch von Flieder ist heute noch Ausdruck des Gefühls der Liebe zu meiner Mutter.... und ich schätze, ihrem auch zu mir, den ich denke, dass meine morgentaunassen Füße im Überschwang nicht nur Blumen in die Küche brachten, worüber sie immer völlig unbeeindruckt hinweg sah.
Heuer hat der Flieder im April geblüht, und es waren die Rosen, die im Garten am Muttertag ihren Duft verströmt hatten. Ich liebe den Geruch von Blumen, sie stehen für mich für Schönheit, Liebe, Besonderheit, Erfüllung. Klar kann man nun die Klimakrise diskutieren, die hierzu der Auslöser ist, ein Thema das mich und mehr noch meine Kinder und deren Kinder treffen wird und worüber es an anderer Stelle, bei Themen wie Selbstführung, Verantwortung, achtvollem Umgang mit sich und der Umwelt etc noch einiges zu sagen geben wird. Aber hier möchte ich das Blumenthema als Beispiel für das Finden von Lösungen in der Mediation nennen.
Wenn ich mir einen Muttertag ohne Flieder nicht vorstellen kann, er für mich nicht vollständig ist, dann wird das Fehlen von Fliederblüten mir diesen Tag unvollständig erscheinen lassen. In der Mediation fragen wir danach: Was steckt dahinter, hinter der Fliederblüte ... bei mir ist es der Duft. Wenn ich das herausgefunden habe, dann kann ich mich fragen: Was bereitet mir dasselbe Gefühl? In meinem Fall war es leicht ... ich liebe den Duft der Rosen ebenso, aber die haben früher nie am Muttertag geblüht, damals musste es der Flieders ein. Aber auch sie können ihren Geruch in einer Küche verbreiten...
Auch das ist ein Prozess in der Mediation. Meist haben wir ein Problem, weil wir in unabänderlichen Situationen glauben gefangen zu sein, und nur durch den Verzicht des einen, oder die Veränderung im Verhalten des anderen eine Lösung gefunden werden kann, oder gar keine Lösung vorstellbar ist. Aber die Lösung ist in den allerseltensten Fällen im Problem zu finden, sie ist so gut wie immer irgendwo dahinter verborgen. Es gehört eine Portion Detektivarbeit, eine Portion Empathie, eine Portion Zuhören dazu um die Spur zu finden, und wenn man sie hat, dann ist die Tür zu einer Lösung bereits weit offen.
Ich hoffe, ihr hattet alle einen für euch besonderen Muttertag!
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....mit dem Herzen geschrieben...!